Veröffentlicht am März 11, 2024

Sprödes Winterhaar ist kein reines Feuchtigkeitsproblem, sondern eine physikalische Schädigung der Haarstruktur, die ein tieferes Verständnis erfordert.

  • Kälte und trockene Heizungsluft rauen die äußere Schuppenschicht (Kutikula) des Haares auf, was zu Feuchtigkeitsverlust und Haarbruch führt.
  • Falsche Pflegeroutinen – von schädlichen Silikonen über zu heißes Föhnen bis hin zu Nährstoffmängeln – verschlimmern diesen Zustand erheblich.

Empfehlung: Verstehen Sie die Porosität Ihres Haares, um es gezielt mit den richtigen Nährstoffen und Ölen zu versiegeln und die Kutikula effektiv zu schließen.

Jedes Jahr das gleiche Bild: Sobald die Temperaturen fallen und die Heizungen aufgedreht werden, verwandelt sich das Haar vieler Frauen in ein sprödes, trockenes und statisch aufgeladenes Ärgernis. Mützen und Schals scheinen das Problem nur zu verschlimmern, und selbst die reichhaltigste Pflegemaske bringt oft nur kurzfristige Linderung. Dieses Phänomen ist so verbreitet, dass wir es fast als normalen Teil des Winters akzeptieren. Wir greifen zu altbekannten Ratschlägen wie „mehr pflegen“ und „weniger föhnen“, ohne die eigentliche Ursache zu hinterfragen.

Doch was, wenn ich Ihnen als Trichologin – als Haarwissenschaftlerin – sage, dass der Kampf gegen Winterhaar weit über die Wahl des richtigen Conditioners hinausgeht? Das Problem liegt nicht allein im Mangel an Feuchtigkeit, sondern in den grundlegenden biologischen und physikalischen Reaktionen Ihres Haares auf die extremen Schwankungen zwischen Kälte draußen und trockener Wärme drinnen. Die statische Aufladung, die Sie so stört, ist nur ein Symptom einer tieferliegenden strukturellen Belastung. Die wahre Ursache ist eine aufgeraute und beschädigte Schuppenschicht (Kutikula), die das Haar schutzlos macht.

Die Lösung ist daher nicht, die Symptome oberflächlich mit immer reichhaltigeren Produkten zu überdecken. Die wirkliche Lösung liegt darin, die Biologie Ihres Haares zu verstehen. Es geht darum zu lernen, wie Ihr Haar aufgebaut ist, wie es auf äußere Einflüsse reagiert und wie Sie es von innen und außen gezielt stärken können. Nur wenn wir die Mechanismen von Porosität, Nährstoffversorgung und physikalischem Stress verstehen, können wir eine Pflegestrategie entwickeln, die nicht nur den Winter übersteht, sondern das Haar nachhaltig gesund erhält.

Dieser Artikel führt Sie durch die wissenschaftlichen Grundlagen von winterstrapaziertem Haar. Wir werden die häufigsten Mythen entlarven und Ihnen fundierte, praktische Werkzeuge an die Hand geben, um die Gesundheit Ihrer Haare auf einer fundamentalen Ebene wiederherzustellen. Machen Sie sich bereit, Ihr Haar neu zu verstehen.

Warum Sie im Herbst mehr Haare verlieren und wann es pathologisch wird?

Die Beobachtung, dass im Herbst vermehrt Haare in der Bürste landen, ist kein subjektives Empfinden, sondern ein wissenschaftlich belegtes Phänomen. Aus trichologischer Sicht sprechen wir hier vom saisonalen Haarausfall, einem evolutionären Überbleibsel. Im Sommer schützt eine höhere Haardichte die Kopfhaut vor intensiver UV-Strahlung. Wenn die Sonneneinstrahlung im Herbst nachlässt, stößt der Körper dieses „Sommerfell“ ab. Eine größere Anzahl von Haarfollikeln tritt gleichzeitig in die Telogenphase (Ruhephase) ein, an deren Ende das Haar nach etwa drei Monaten ausfällt. Dieser Zyklus ist völlig normal.

Die Grenze zwischen normal und besorgniserregend ist jedoch fließend. Während ein Verlust von bis zu 100 Haaren pro Tag als normal gilt, bestätigen Studien, dass im Herbst bis zu 200 Haare täglich ausfallen können, ohne dass ein pathologischer Zustand vorliegt. Eine großangelegte 6-Jahres-Studie bestätigte durch Haaranalysen, dass die Telogenrate im Spätsommer und Herbst signifikant ansteigt. Besorgniserregend wird es erst, wenn der Haarausfall über mehr als sechs Wochen anhält, kahle Stellen sichtbar werden oder der Haarverlust mit starkem Juckreiz oder Entzündungen einhergeht. In solchen Fällen ist eine ärztliche Abklärung ratsam, um andere Ursachen wie Nährstoffmängel oder hormonelle Störungen auszuschließen.

Das Verständnis dieses natürlichen Zyklus ist der erste Schritt, um Panik zu vermeiden. Anstatt sich auf den reinen Haarverlust zu konzentrieren, sollten wir den Fokus auf die Gesundheit der nachwachsenden Haare legen. Denn die kalte Jahreszeit stellt besondere Anforderungen an die jungen, nachwachsenden Haare, die nun optimal geschützt werden müssen.

Wie erkennen Sie schädliche Silikone in Shampoos auf der Rückseite?

Silikone in Haarpflegeprodukten sind ein zweischneidiges Schwert. Sie legen sich wie ein Film um das Haar, glätten die aufgeraute Schuppenschicht und lassen es sofort geschmeidig, glänzend und leicht kämmbar erscheinen. Gerade bei winterstrapaziertem Haar klingt das verlockend. Das Problem: Viele Silikone sind nicht wasserlöslich. Mit jeder Anwendung lagert sich mehr von diesem „Plastik-Coating“ auf dem Haar ab. Dieser sogenannte Build-up-Effekt versiegelt das Haar so stark, dass keine Feuchtigkeit und keine pflegenden Wirkstoffe mehr eindringen können. Das Haar trocknet unter der glänzenden Hülle langsam aus – ein fataler Effekt im ohnehin schon trockenen Winter.

Um diese schädlichen Silikone zu identifizieren, ist ein Blick auf die INCI-Liste (Inhaltsstoffe) auf der Rückseite des Produkts unerlässlich. Achten Sie auf Inhaltsstoffe, die auf -cone oder -xane enden. Besonders problematisch sind zum Beispiel Dimethicone, Cyclomethicone und Amodimethicone. Diese sind kaum oder gar nicht wasserlöslich. Bessere Alternativen sind wasserlösliche Silikone, die an Präfixen wie PEG- oder PPG- erkennbar sind (z.B. PEG-12 Dimethicone). Sie bieten einen glättenden Effekt, lassen sich aber bei der nächsten Wäsche leicht ausspülen, ohne Rückstände zu hinterlassen.

Die beste Strategie für den Winter ist jedoch, so oft wie möglich auf silikonfreie Produkte zu setzen. Diese nutzen natürliche Öle und Pflanzenextrakte, um das Haar zu pflegen und zu glätten, ohne es zu versiegeln. So bleibt das Haar atmungsaktiv und kann die dringend benötigte Feuchtigkeit aus Kuren und Spülungen tatsächlich aufnehmen.

Makroaufnahme von natürlichen Shampoo-Texturen ohne schädliche Silikone

Die Texturen natürlicher Inhaltsstoffe wie Kokosöl, Aloe Vera oder Honig zeigen, dass effektive Pflege auch ohne synthetische Versiegelung möglich ist. Sie nähren das Haar von innen, anstatt nur eine oberflächliche Hülle zu bilden. Dieser Ansatz ist entscheidend für die langfristige Haargesundheit.

Hitzeschutzspray: Mythos oder Pflicht vor dem Föhnen?

Die Frage, ob Hitzeschutzsprays wirklich wirken oder nur ein Marketing-Mythos sind, wird oft diskutiert. Aus wissenschaftlicher Sicht lautet die Antwort eindeutig: Hitzeschutz ist eine absolute Pflicht, insbesondere im Winter. Wenn nasses Haar hohen Temperaturen ausgesetzt wird, verdampft das Wasser im Inneren des Haares explosionsartig. Dieser Prozess sprengt die empfindliche innere Struktur und führt zu Rissen in der Schuppenschicht – ein Schaden, der irreparabel ist. Winterhaar, das bereits durch Kälte und Trockenheit gestresst ist, ist für diese Art von thermischem Stress besonders anfällig.

Hitzeschutzprodukte funktionieren durch zwei wesentliche Mechanismen. Erstens enthalten sie Polymere wie Copolymere oder Silikone (hier sind wasserlösliche die bessere Wahl), die sich als dünner Film auf das Haar legen. Dieser Film sorgt dafür, dass sich die Hitze vom Föhn oder Glätteisen gleichmäßiger verteilt und nicht punktuell auf eine Stelle konzentriert. Zweitens verlangsamen sie die Erhitzung des Wassers im Haar, was den schädlichen, plötzlichen Verdampfungseffekt abmildert. Wie die Haarpflege-Experten von Schwarzkopf betonen:

Zum richtigen Föhnen der Haare gehört außerdem zwingend das Auftragen eines Hitzeschutzes!

– Schwarzkopf Haarpflege-Experten, Schwarzkopf Haarpflege im Winter Guide

Der Schutz vor Hitze beginnt jedoch schon bei der Haarwäsche. Heißes Wasser über 38° Celsius raut die Schuppenschicht unnötig auf und entzieht ihr wertvolle Lipide. Lauwarmes Wasser ist ideal, um das Haar zu reinigen, ohne es zu strapazieren. Föhnen Sie anschließend auf einer mittleren Temperaturstufe und halten Sie den Föhn immer in Bewegung, um Hitzestau zu vermeiden. Ein Hitzeschutzspray ist dabei keine Option, sondern eine essenzielle Versicherung für Ihre Haarstruktur.

Warum das Bürsten nasser Haare der Hauptgrund für Haarbruch ist

Einer der größten und häufigsten Fehler in der Haarpflege, der im Winter besonders verheerende Folgen hat, ist das aggressive Bürsten oder Kämmen von nassem Haar. Um zu verstehen, warum dies so schädlich ist, müssen wir die Physik des Haares betrachten. Die innere Struktur unseres Haares wird durch verschiedene chemische Bindungen zusammengehalten. Wasser bricht die schwächeren Wasserstoffbrückenbindungen vorübergehend auf. Dies führt dazu, dass das Haar im nassen Zustand extrem dehnbar und gleichzeitig extrem verletzlich wird. Materialwissenschaftler bestätigen, dass ein Haar im nassen Zustand um bis zu 30% dehnbarer ist als im trockenen.

Wenn Sie nun mit einer Bürste durch das nasse Haar ziehen, dehnen Sie es weit über seine natürliche Elastizitätsgrenze hinaus. Die Folge: Die äußere Schuppenschicht reißt auf, und die innere Faserstruktur (der Cortex) bricht. Dieser Schaden ist permanent und manifestiert sich als Spliss und Haarbruch. Im Winter, wenn das Haar ohnehin schon spröde ist, führt diese mechanische Belastung unweigerlich zu einer Mähne, die strohig und kaputt aussieht.

Die richtige Methode ist die „Smart-Detangling-Methode“: Nach dem Waschen sollten die Haare niemals trocken gerubbelt werden. Stattdessen sollten Sie sie sanft in ein Handtuch – am besten ein weiches Mikrofasertuch – wickeln und das Wasser vorsichtig ausdrücken oder abtupfen. Entwirren Sie das Haar erst, wenn es angetrocknet ist, und beginnen Sie dabei immer bei den Spitzen und arbeiten Sie sich langsam zum Ansatz hoch. Verwenden Sie einen grobzinkigen Kamm oder eine spezielle Entwirrungsbürste, um die mechanische Belastung zu minimieren.

Sanftes Trockentupfen der Haare mit Mikrofasertuch im Winter

Diese sanfte Vorgehensweise schont die aufgeweichte Haarstruktur und verhindert, dass die Schuppenschicht im verletzlichsten Zustand aufgerissen wird. Es ist eine kleine Änderung in der Routine mit einer enormen Auswirkung auf die Gesundheit Ihrer Haare, besonders während der kalten Monate.

Täglich oder wöchentlich: Wie oft sollten Sie feines Haar wirklich waschen?

Die Frage nach der idealen Waschfrequenz beschäftigt viele, insbesondere Menschen mit feinem Haar, das schnell fettig wirkt. Die intuitive Reaktion, es täglich zu waschen, um es frisch zu halten, ist aus trichologischer Sicht oft kontraproduktiv, gerade im Winter. Jede Haarwäsche, insbesondere mit aggressiven Sulfat-Tensiden, entfernt nicht nur Schmutz, sondern auch den natürlichen Talg (Sebum) von Kopfhaut und Haaren. Dieser Talg ist jedoch kein Schmutz, sondern der körpereigene, perfekte Conditioner. Er bildet eine schützende Lipidschicht, die das Haar geschmeidig hält und vor Feuchtigkeitsverlust schützt.

Wenn wir diese Schutzschicht täglich entfernen, trocknet das Haar aus. Gleichzeitig erhält die Kopfhaut das Signal, dass sie zu trocken ist, und kurbelt die Talgproduktion erst recht an. So entsteht ein Teufelskreis aus fettigem Ansatz und trockenen Spitzen. Robert Mrosek, Friseur und Markenbotschafter für ALCINA, bringt es auf den Punkt: „Die Devise heißt, lieber nur alle zwei bis drei Tage waschen. Denn häufiges Haarewaschen kann die natürlichen Öle entfernen und gerade Winterhaar besonders leicht austrocknen.“ Für die Tage zwischen den Wäschen ist ein gutes Trockenshampoo am Ansatz die ideale Lösung, um Volumen zu geben und überschüssigen Talg zu absorbieren, ohne die Längen auszutrocknen.

Die optimale Waschfrequenz hängt stark vom Haartyp ab. Die folgende Tabelle, basierend auf Empfehlungen von Haarpflegeexperten wie denen von Schwarzkopf, gibt eine Orientierung für die Wintermonate:

Waschfrequenz nach Haartyp im Winter
Haartyp Empfohlene Frequenz Winterspezifische Anpassung
Feines Haar Alle 2-3 Tage Trockenshampoo am Ansatz verwenden
Normales Haar Alle 3-4 Tage Co-Washing (Waschen mit Conditioner) für die Längen
Dickes/Krauses Haar 1x wöchentlich Feuchtigkeitsmaske vor jeder Wäsche

Indem Sie Ihren Waschrythmus anpassen, geben Sie Ihrer Kopfhaut die Chance, ihr natürliches Gleichgewicht wiederzufinden, und schützen Ihre Haarlängen vor dem Austrocknen durch die trockene Winterluft. Es ist ein entscheidender Schritt, um die Integrität der Haarstruktur zu bewahren.

Warum sollten Vegetarierinnen ihren Ferritin-Wert bei Haarausfall prüfen lassen?

Während wir uns oft auf äußere Pflege konzentrieren, liegt eine der tiefsten Ursachen für Haarprobleme, insbesondere für diffusen Haarausfall, im Inneren unseres Körpers: die Nährstoffversorgung. Die Haarfollikel gehören zu den sich am schnellsten teilenden Zellen im Körper und haben einen hohen Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen. Ein Mangel macht sich hier schnell bemerkbar. Besonders kritisch ist der Eisenspeicher, der über den Ferritin-Wert im Blut gemessen wird. Eisen ist essenziell für die Bildung von Hämoglobin, das Sauerstoff zu den Zellen transportiert – auch zu den Haarfollikeln. Bei einem Mangel drosselt der Körper die Versorgung nicht lebenswichtiger Anhängsel wie Haare und Nägel, um die Organe zu versorgen. Die Folge: Haarfollikel werden vorzeitig in die Ruhe- und Ausfallphase (Telogenphase) geschickt.

Vegetarierinnen und Veganerinnen haben ein erhöhtes Risiko für einen Eisenmangel, da pflanzliches Eisen (Nicht-Häm-Eisen) vom Körper schlechter aufgenommen wird als tierisches Eisen (Häm-Eisen). Wenn also saisonaler Haarausfall im Herbst ungewöhnlich stark ausfällt oder lange anhält, ist die Überprüfung des Ferritin-Wertes (nicht nur des reinen Eisenwertes!) ein entscheidender diagnostischer Schritt. Ein weiterer wichtiger Faktor im Winter ist Vitamin D. In den Herbst- und Wintermonaten nimmt die Sonneneinstrahlung und damit die körpereigene Produktion von Vitamin D deutlich ab, was ebenfalls mit Haarausfall in Verbindung gebracht wird.

Eine eisenbewusste Ernährung ist für die Haargesundheit daher fundamental. Es geht nicht nur darum, eisenreiche Lebensmittel zu essen, sondern sie intelligent zu kombinieren, um die Aufnahme zu maximieren.

Ihr Aktionsplan: Eisenaufnahme bei pflanzlicher Ernährung optimieren

  1. Grundlagen verstehen: Machen Sie sich den Unterschied zwischen Häm-Eisen (tierisch, hohe Bioverfügbarkeit) und Nicht-Häm-Eisen (pflanzlich, niedrigere Bioverfügbarkeit) bewusst und planen Sie Ihre Mahlzeiten entsprechend.
  2. Aufnahme steigern: Kombinieren Sie eisenreiche pflanzliche Lebensmittel wie Linsen, Kichererbsen, Spinat oder Kürbiskerne immer mit einer Vitamin-C-Quelle (z.B. Paprika, Brokkoli, ein Glas Orangensaft), da Vitamin C die Aufnahme von Nicht-Häm-Eisen um ein Vielfaches erhöht.
  3. Hemmstoffe meiden: Konsumieren Sie Kaffee, schwarzen Tee oder Milchprodukte zeitversetzt zu Ihren eisenreichen Mahlzeiten, da die darin enthaltenen Polyphenole und das Kalzium die Eisenaufnahme blockieren können.
  4. Werte kontrollieren: Lassen Sie Ihren Ferritin-Wert mindestens einmal jährlich beim Arzt überprüfen, um einen Mangel frühzeitig zu erkennen. Der Wert sollte idealerweise im mittleren Normbereich liegen, nicht nur an der untersten Grenze.
  5. Gezielt supplementieren: Falls ein Mangel festgestellt wird, sollte eine Supplementierung nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um eine Überdosierung zu vermeiden und das richtige Präparat für eine optimale Verträglichkeit zu finden.

Warum heiße Duschen im Winter Ihre Haut austrocknen und jucken lassen?

Eine lange, heiße Dusche mag an einem kalten Wintertag wie eine Wohltat erscheinen, doch für Haut und Haar ist sie purer Stress. Heißes Wasser wirkt wie ein starkes Lösungsmittel: Es löst und spült die wertvolle Lipidschicht von der Haut und den Haaren. Diese Schicht aus Talg und Fetten ist unsere natürliche Barriere, die Feuchtigkeit einschließt und vor äußeren Einflüssen schützt. Ist diese Barriere geschwächt, kann die Feuchtigkeit ungehindert aus Haut und Haar in die trockene Umgebungsluft entweichen – ein Prozess, der durch Osmose angetrieben wird.

Das Ergebnis ist trockene, juckende Haut und sprödes, stumpfes Haar. Der Effekt wird durch die trockene Heizungsluft in Innenräumen massiv verstärkt. Experten empfehlen, dass für ein gesundes Raumklima die Innenräume eine Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent aufweisen sollten. Im Winter sinkt dieser Wert oft auf unter 30 %. Diese extrem trockene Luft zieht Feuchtigkeit aus jeder verfügbaren Quelle – also auch aus Ihrer ungeschützten Haut und Ihren Haaren.

Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, gilt es, die Wassertemperatur auf lauwarm (unter 38°C) zu reduzieren und die Duschzeit zu verkürzen. Ein entscheidender Trick ist die „3-Minuten-Regel“, die sich von der Hautpflege direkt auf die Haarpflege übertragen lässt: Tragen Sie Ihre Pflegeprodukte (Leave-in-Conditioner, Haaröl) auf das handtuchtrockene, noch leicht feuchte Haar auf. So schließen Sie das Wasser im Haar ein, bevor es in die trockene Raumluft verdunsten kann. Es geht darum, die Feuchtigkeit zu versiegeln, nicht nur, sie hinzuzufügen. Ein Luftbefeuchter im Schlafzimmer kann ebenfalls einen großen Unterschied für die Gesundheit von Haut und Haar im Winter machen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Gesundheit Ihres Winterhaares hängt entscheidend vom Zustand der äußeren Schuppenschicht (Kutikula) ab. Kälte und Trockenheit rauen sie auf.
  • Der Schlüssel zu effektiver Pflege ist das Verständnis Ihrer Haar-Porosität. Sie bestimmt, welche Produkte Ihr Haar wirklich aufnehmen kann und welche es nur versiegeln.
  • Wahre Haargesundheit kommt von innen: Eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen wie Eisen (Ferritin) und Vitamin D ist ebenso wichtig wie die äußere Pflege.

Wie bestimmen Sie die Porosität Ihrer Haare mit dem Wasserglas-Test?

Alle bisherigen Ratschläge zielen darauf ab, die Haarstruktur zu schützen. Aber um die richtige Pflege auszuwählen, müssen Sie den aktuellen Zustand Ihrer Haarstruktur kennen. Das entscheidende Konzept hierfür ist die Porosität. Sie beschreibt, wie offen oder geschlossen die Schuppenschicht (Kutikula) Ihres Haares ist und bestimmt somit, wie gut es Feuchtigkeit aufnehmen und halten kann. Man unterscheidet drei Typen:

  • Geringe Porosität: Die Schuppenschicht liegt eng an. Das Haar ist gesund und glänzend, nimmt aber Pflegeprodukte und Feuchtigkeit nur schwer auf. Es neigt dazu, dass Produkte „aufliegen“ und es beschweren.
  • Normale Porosität: Die Schuppenschicht ist leicht geöffnet. Das Haar kann Feuchtigkeit gut aufnehmen und speichern. Es ist der Idealzustand.
  • Hohe Porosität: Die Schuppenschicht ist weit geöffnet, lückig oder beschädigt (z.B. durch Blondierung, Hitze oder mechanischen Stress). Das Haar nimmt Feuchtigkeit sehr schnell auf, verliert sie aber genauso schnell wieder. Es neigt zu Frizz und Trockenheit.

Der bekannteste Weg, die Porosität zu bestimmen, ist der Wasserglas-Test: Legen Sie ein sauberes, trockenes Haar in ein Glas mit zimmerwarmem Wasser. Sinkt es sofort zu Boden, haben Sie eine hohe Porosität. Schwimmt es auch nach Minuten noch an der Oberfläche, haben Sie eine geringe Porosität. Sinkt es langsam ab, ist Ihre Porosität normal. Es gibt auch einfachere Fühl-Tests: Streichen Sie eine Haarsträhne zwischen Daumen und Zeigefinger von der Spitze zum Ansatz. Fühlt es sich glatt an, ist die Porosität gering. Fühlt es sich holprig an, ist sie hoch.

Dieses Wissen ist pures Gold für Ihre Winterpflege. Haar mit geringer Porosität benötigt leichte Produkte und gelegentlich Wärme (z.B. ein warmes Handtuch um die Kur), damit die Schuppenschicht sich öffnet. Haar mit hoher Porosität schreit nach versiegelnden Produkten wie Leave-in-Conditionern und den richtigen Ölen, um die aufgenommene Feuchtigkeit im Haar zu halten. Wie die Experten von Cosibella raten, ist die Wahl des Öls entscheidend:

Kokosnussöl eignet sich gut für eine geringe Porosität, Arganöl für eine mittlere Porosität und Lein- oder Traubenkernöl für eine hohe Porosität.

– Cosibella Haarpflege-Experten, Haarpflege im Winter Guide 2024

Die Analyse Ihrer Porosität ist der letzte, entscheidende Puzzlestein. Sie ermöglicht es Ihnen, Ihr Haar nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip zu pflegen, sondern ihm gezielt genau das zu geben, was es braucht, um gesund, stark und widerstandsfähig durch den Winter zu kommen.

Um Ihre Pflegeroutine zu perfektionieren, ist die Kenntnis über die Bestimmung der eigenen Haarporosität der fundamentalste Schritt.

Beginnen Sie noch heute damit, Ihr Haar nicht nur zu pflegen, sondern es zu verstehen. Eine bewusste Analyse Ihrer Haarporosität ist der erste, entscheidende Schritt zu dauerhaft gesundem und widerstandsfähigem Haar, egal zu welcher Jahreszeit.

Geschrieben von Elena Rossi, Friseurmeisterin und Expertin für Haargesundheit (Trichologie) mit 20 Jahren Salonerfahrung. Spezialisiert auf Farbkorrekturen, Kopfhautpflege und die chemische Struktur von Haaren.